Mittwoch, 28. Januar 2009

Der fremde Sohn (The Changeling)

USA 2008
R: Clint Eastwood
D: Angelina Jolie, John Malkovich, Jeffrey Donovan, Michael Kelly

Clint Eastwoods erschütterndes Drama nach einem wahren Kriminalfall zeigt Angelina Jolie in der besten Rolle ihrer bisherigen Karriere.

Los Angeles im Jahr 1928. Die Telefonistin Christine Collins (Angelina Jolie) ist alleinerziehende Mutter eines 9-jährigen Sohnes, der eines Tages spurlos verschwindet. Landesweit wird nach Christines Sohn Walter gesucht. Nach fünf Monaten wird zwar ein Junge gefunden, der behauptet, Walter Collins zu sein, doch Christine weiß sofort: das ist nicht ihr Sohn! Polizei-Captain Jones (Jeffrey Donovan) weigert sich allerdings, ihr zu glauben.

Das LAPD dieser Tage ist zutiefst korrupt und inkompetent. Der "Erfolg" im Fall Collins soll daher als positive Publicity ausgeschlachtet werden. Also schenkt man Christine einfach kein Gehör, redet ihr ein, sie müsse sich irren und schickt sie mit dem fremden Kind nach Hause. Dort wird ihr immer deutlicher klar, dass der Junge nicht Walter sein kann und sie will verhindern, dass die Suche nach ihrem wahren Sohn eingestellt wird. Die Polizei jedoch die hartnäckige Frau für lästig, man erklärt sie für hysterisch, sie habe Wahnvorstellungen und sei eine unfähige Mutter.

Einzig Pfarrer Briegleb (John Malkovich), der die Machenschaften des korrupten Polizeiapparates öffentlich anprangert, setzt sich für Christine ein. Als sich die verzweifelte Mutter schließlich an die Presse wendet, lässt Captain Jones sie in die Psychiatrie einweisen. Doch auch in der Bevölkerung regt sich immer mehr Unmut gegenüber der Polizei und plötzlich tauchen neue Hinweise auf, was mit Walter geschehen sein könnte.

Der Fall Walter Collins war einer der größten Skandale der US-Kriminalgeschichte. Wie Christine in die Mühlen eines korrupten und frauenfeindlichen Systems gerät, schockiert und erschüttert zutiefst, gerade weil es sich um eine true story handelt. Angelina Jolie, sonst nicht gerade für die Wahl anspruchsvoller Rollen bekannt, liefert die beste Leistung ihrer bisherigen Karriere. Der Part der kämpferischen Mutter scheint Hollywoods Mommy Nr. 1 auf den Leib geschrieben, dafür wurde sie auch mit einer Oscar-Nominierung belohnt.

Kritiker sprechen bereits von Clint Eastwoods bestem Film, wobei nach "Mystic River" und "Million Dollar Baby" die Latte unglaublich hoch liegt. Im Gegensatz zu letzterem drückt „Der fremde Sohn“ auch kaum auf die Tränendrüse, obwohl die Story dafür genug Ansatzpunkte liefern würde.

Da der Film als Krimi beginnt und sich zum Sozialdrama, Thriller und schließlich Justizdrama entwickelt, bleibt er trotz Überlänge spannend. Er ist bis in die Nebenrollen perfekt besetzt, wunderbar komponiert und in düstere Bilder getaucht, die Ausstattung im Stil der Zwanziger Jahre mit großer Liebe zum Detail umgesetzt, bis hin zu gräßlichen Hüten und alten Autos.

Die zentrale Message lautet: Niemals den Kampf um Gerechtigkeit aufgeben, ziviler Ungehorsam macht Sinn, auch eine/r Einzelne kann ein kaputtes System zu Fall bringen. Yes we can...

9/10

http://movies.universal-pictures-international-germany.de/derfremdesohn/

Montag, 26. Januar 2009

hochzeits-ticker

Freitag, 23. Januar 2009

Zeiten des Aufruhrs (Revolutionary Road)

USA 2008
Regie: Sam Mendes
D: Kate Winslet, Leonardo DiCaprio, Kathy Bates, Michael Shannon

Erstmals seit "Titanic" stehen Kate Winslet und Leonardo DiCaprio wieder gemeinsam vor der Kamera. Diesmal weit weniger romantisch: als Paar, dessen Ehe am Ende ist.

Frank und April Wheeler sind ein junges Ehepaar in den 1950er Jahren, wo es üblich war, dass sich die Frau um Haushalt und Kinder kümmert und der Mann das Geld nach Hause bringt. Genau so wollten die Wheelers eigentlich niemals sein. Sie hielten sich immer für etwas Besonderes, wollten ein spannendes, unkonventionelles Leben führen.

Doch die Geburt zweier Kinder zwingt die Möchtegern-Bohémiens dazu, in die Vorstadt zu ziehen und so zu leben wie jene Spießer, die sie eigentlich verachten. Aprils Schauspielkarriere endet jäh mangels Talent, Frank geht einem langweiligen Job nach, den er hasst, während seiner Frau zuhause die Decke auf den Kopf fällt. Ihren Frust darüber, dass sie ihre Träume nicht verwirklichen konnten, lassen die beiden immer häufiger aneinander aus.

April konzentriert all ihre Hoffnungen auf einen Umzug nach Paris, der einen Neubeginn bringen soll. Sie möchte dort arbeiten und die Familie ernähren, Frank soll endlich Zeit haben um herauszufinden, was er eigentlich will. Ihre Freunde halten dies für eine Schnapsidee, aber auch Frank ist sich nicht sicher, ob er wirklich den Mut aufbringt, den Schritt ins Ungewisse zu wagen. Als April erneut schwanger wird, scheint auch die letzte Chance auf Errettung aus der erdrückenden Banalität vertan.

Regisseur Sam Mendes (Kate Winslets Ehemann) widmet sich nach dem Geniestreich "American Beauty" erneut der Hölle, die sich hinter der perfekten Fassade netter Vorstadthäuschen verbirgt. Doch "Zeiten des Aufruhrs", der Verfilmung von Richard Yates' Roman "Revolutionary Road", fehlt der zynische Humor von "American Beauty" - hier gibt es keinen positiven Unterton, die Situation scheint ausweglos. Dies ist harter Stoff, der an die Nieren geht. Denn wer fragt sich nicht selbst manchmal, ob man das Leben führt, das man sich erträumt hat?

Die Chemie zwischen Leonardo DiCaprio und Kate Winslet stimmt immer noch, wenngleich sie ihn mit Leichtigkeit an die Wand spielt. Wenn April Wheeler kettenrauchend ins Leere starrt, ist die Verzweiflung einer Frau, der jeder Sinn im Leben abhanden kam, schmerzhaft spürbar. Das brachte Kate Winslet auch völlig zu Recht einen Golden Globe ein.

8/10

Bolt - Ein Hund für alle Fälle

USA 2008
Regie: Byron Howard, Chris Williams
Sprecher (engl): John Travolta, Miley Cyrus
Sprecher (deutsch): Christian Tramitz, Louisa Wietzorek

Mit seinen Superkräften kann Bolt sein Frauchen aus jeder Gefahr retten. Er ahnt nicht, dass er in Wirklichkeit nur der Star einer TV-Serie ist und hinter seinen fantastischen Fähigkeiten Special Effects stecken.

Mit seiner menschlichen Freundin Penny erlebt Superhund Bolt zahlreiche Abenteuer im Kampf gegen einen bösen Schurken. Bolts Augen können Laserstrahlen entsenden, und wenn er seinen Turbo-Beller einsetzt, fliegt alles durch die Luft. Die TV-Produzenten wollen, dass Bolt wirklich denkt, Penny sei in Gefahr und er hätte Superkräfte, damit die Serie so authentisch wie möglich wirkt. Der Hund lebt am Set, die Drehs und Effekte werden minutiös hinter seinem Rücken geplant. Bolts Interesse gilt einzig und allein Penny.

Eines Tages verirrt sich Bolt am Studiogelände und landet mit einer Postsendung versehentlich in New York. Er denkt noch immer, er müsse Penny vor dem bösen Mann mit dem grünen Augen retten und versucht sie zu finden.

Die zynische, von den Menschen enttäuschte Straßenkatze Mittens soll ihm dabei helfen. Gemeinsam mit Hamster Dino, Bolts größtem Fan, machen sie sich auf den Weg nach zurück nach Hollywood. Während Bolt feststellen muss, dass er gar keine Superkräfte hat, sind auf der Reise zahlreiche reale Gefahren zu überwinden.

Die Story ist - typisch Disney- relativ harmlos und vorhersehbar, das zuckersüße Happy End natürlich vorprogrammiert. Die simpel-kitschige Message lautet, auch ohne Superkräfte kann man gemeinsam mit Freunden viel erreichen...

Allerdings gibt es rasante Action, einen total durchgeknallten Hamster und ziemlich dämliche Tauben, die für zahlreiche Lacher sorgen. Die Animation ist bemerkenswert und es wurde auch sehr viel Wert auf die typischen Eigenheiten von Hunden, Katzen und Hamstern gelegt, was die Charaktere besonders liebenswert macht. Bleibt nur zu hoffen, dass nach dem Film nicht alle Kinder auf einmal weiße Hündchen haben wollen, die dann im Tierheim landen.

6/10

http://www.bolt-derfilm.de

Sonntag, 18. Januar 2009

TV-tip: oliver stone's W.

18.01., 20:15, ORF1

nur noch zwei tage, dann geht die große obama-show erst richtig los. man darf gespannt sein. er wird entweder einer der wichtigsten US-präsidenten aller zeiten oder die größte enttäuschung. vor kurzem sprach ich mit einem bekannte, der einige zeit in amerika gelebt hatte. ich wollte eigentlich sagen "ich bin gespannt, wie viel er von der versprochenen 'change' wirklich umsetzen kann". mein gegenüber unterbrach mich nach "ich bin gespannt..." mit den worten "... wie lange er am leben bleibt?" tja, das auch. denn je mehr er zum positiven verändern will/wird, umso gefährlicher lebt er, ganz abgesehen von irren rassisten, die ihn ja schon im wahlkampf töten wollten.

rechtzeitig zur amtseinführung des inspirierendsten politikers seit langem sendet der ORF oliver stones biopic über jenen, der als dümmster US-präsident der geschichte in erinnerung bleiben wird. "W." lief kurz vor den präsidentschaftswahlen in den USA und wird wohl (neben dumpfbacke sarah palin) auch einiges zum endergebnis beigetragen haben.

oliver stone gilt ja als einer der obersten nestbeschmutzer neben michael moore und arbeitet sich gern an präsidenten ab (nixon, JFK, fidel castro). bei uns lief der "W." nicht im kino, daher bin ich schon sehr gespannt drauf, der trailer sieht vielversprechend aus, die besetzung ebenfalls. vor allem richard dryfuss als dick cheney ist ziemlich furchteinflößend.



in dem zusammenhang sei auch diese szene aus "harold & kumar - flucht aus guantanamo" empfohlen:

Freitag, 16. Januar 2009

Ein Augenblick Freiheit

Österreich, Frankreich 2008
R: Arash T. Riahi
D: Navid Akhavan, Pourya Mahyari, Elika Bozorgi, Sina Saba, Fares Fares, Michael Niavarani

Leben im iranischen Gottesstaat, das bedeutet: sich anpassen oder kämpfen und sterben. Als letzter Ausweg bleibt vielen nur die Flucht in die Türkei und quälendes Warten auf Asyl.

"Ein Augenblick Freiheit" zeigt das Schicksal verschiedenster iranischer Flüchtlinge. Da sind etwa die Kinder Azy und Arman, die von ihrem Onkel Ali und dessen Freund Merdad zu ihren Eltern gebracht werden sollen, die bereits in Österreich leben. Hassan hingegen verlässt den Iran mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn, in der Hoffnung auf eine Zukunft in Freiheit.

Nach der abenteuerlichen Flucht über schneebedeckte Berge landen sie in einer schäbigen Absteige im türkischen Ankara, wo ein schleimiger Hotelbetreiber Kapital aus ihrer Notsituation schlägt. Ebenfalls dort gestrandet sind der schwermütige politische Aktivist Abbas, sowie der Kurde Manu, ein unverbesserlicher Optimist, der von einem schönen Leben in Deutschland träumt, mit Pool und Mercedes.

Für einen Augenblick genießt man die Freiheit in der Türkei, wo man sich frei bewegen und seine Meinung äußern kann. Doch schnell werden die Flüchtlinge von der Realität eingeholt, es beginnt eine zermürbende Zeit des Wartens auf einen positiven Asylbescheid, der die Ausreise in ein Drittland erlaubt. Nächtelang campieren Flüchtlinge vor dem Gebäude der UNO, schlagen sich mit der Bürokratie herum, während die Ersparnisse langsam schwinden. Hinzu kommt die ständige Angst vor der Abschiebung und vor dem iranischen Geheimdienst.

Doch trotz aller Tragik der dramatischen Lebensumstände bleibt auch Raum für Humor, etwa die ganz eigene Sicht der kleinen Kinder auf die ungewohnte Situation oder der schrullige Manu (Fares Fares), der sich nie unterkriegen lässt und eine irre Idee nach der anderen hat. Wenn er Hühnchen essen will, dann erlegt er eben einfach einen Schwan, das ist auch nur ein großes Huhn….

Regisseur Arash T. Riahi ist selbst als Kind mit seinen Eltern aus dem Iran nach Österreich geflohen, er verarbeitet mit seinem Spielfilmdebüt seine eigenen Erfahrungen und weitere authentische Geschichten. Ihm gelang ein poetischer und rührender Film über Heimat und Identität, sowie ein eindringliches Plädoyer für mehr Toleranz.

"Ein Augenblick Freiheit" zeigt, mit welchen Ängsten und Problemen Flüchtlinge zu kämpfen haben und unter welchen Umständen Menschen dazu gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen. Darüber sollten jene einmal nachdenken, die gern unreflektiert über "die Ausländer" schimpfen.

7/10

http://www.foramomentfreedom.com

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