viele nachrufe auf "kronen zeitung" herausgeber hans dichand wurden in den letzten tagen veröffentlicht.
dieser hier spricht mir aus der seele:
http://www.zib21.com/jetztzeit/nachruf-auf-hans-dichand/
"Man soll Toten nichts Schlechtes nachsagen. Das ist ein alter Lateiner, der sich vor allem im katholischen Österreich gerne hält. Doch ich habe Hans Dichand schon zu Lebzeiten gehasst."
ich auch. man soll toten nichts schlechtes nachsagen? - fuck it! das natürliche aus dem leben scheiden ist keine leistung. und es macht aus schlechten menschen keine helden. als leserin, journalistin und kommunikationswissenschaftlerin, ja auch generell als österreicherin hatte ich immer meine liebe not mit hans dichand. respekt vor seinem erfolg und seinem gespür, aber was dabei inhaltlich rauskam, war unter aller kritik. gerade gut genug zum salat einwickeln und in nasse schuhe stopfen. sein einfluss auf die öffentliche meinung auf der einen und die politik auf der anderen seite sah ich stets als sehr bedenklich und gefährlich für unser land an.
meine hoffnung war immer, "naja, er ist schon sehr alt, irgendwann hat auch das ein ende". und ich sah freudig in diese zukunft. nein, ich wünschte ihm nicht den tod, ich wünschte nur, dass sich etwas ändert. dass ausgerechnet die "krone" die auflagenstärkste zeitung DER WELT (in relation zur bevölkerungszahl) war, das war für mich stets ein armutszeugnis für unser land. dass die meisten leute das blatt primär deshalb lesen, weil es ein handliches format hat, ist beinahe noch schlimmer.
ich war stets der meinung, dass der erfolg von haider und später strache zumindest zum teil auch auf die erzkatholische, rassistische, und EU-feindliche blattlinie der "krone" - also hans dichands persönliche politische befindlichkeiten - zurück zu führen war. und die meinung des herausgebers hat in einer zeitung außer im editorial nirgends was verloren. aber er schrieb ja sogar die "leserbriefe" selbst.
es mag pietätlos sein, so etwas zu sagen, aber ähnlich wie nach jörg haiders tod fühle ich mich befreit von einem großen übel. hans dichand war kleingeistig, bösartig und reaktionär, jedoch gleichzeitig in seinem metier sehr geschickt, was ihn viel zu mächtig gemacht hat. es kann unserem land und seiner medienlandschaft nur gut tun, von dichands klammergriff befreit zu sein.
dichands naheverhältnis zu kanzler faymann war ebenso bedenklich wie seine kampagne für barbara rosenkranz (wo sogar er einmal zurück rudern musste, weil er in diesem fall nicht die zustimmung der leserInnen einfuhr), oder sein in der "krone" geäußerter wunsch, nach einem kanzler josef pröll und erwin pröll als bundespräsidenten.
wer meint, ich übertreibe, denen empfehle ich die arte-doku
"Kronen Zeitung – Tag für Tag ein Boulevardstück" von nathalie borgers. wenn der chefredakteur der erfolgreichsten tageszeitung des landes wöchentlich zum bundespräsidenten (damals noch klestil) guglhupf essen geht und die lage des landes bespricht, dann stimmt was nicht mit der demokratie. besonders dann, wenn nicht der staatsmann, sondern der medienzar mehr gewicht im land hat. aus angst vor der mächtigen krone wurde der film im ORF nie gezeigt. arte flog nach der ausstrahlung der doku aus dem "krone"-TV programm...