wilma



das ist das iberostar-hotel paraiso del mar in playa del carmen. dort war ich vor fast drei jahren in urlaub. hurrican wilma hat playa del carmen, cancun und die insel cozumel schwer erwischt. wahrscheinlich ist dort alles kaputt.

noch viel schlimmer als der schaden in den touristenzentren, wo alle großen hotels von ausländischen firmen betrieben werden, ist sicher die situation der mexikaner abseits dieser städte.

die medien kümmern sich naturgemäß um die bekannten städte am karibikstrand und das schicksal der touristen dort. was man nicht im fernsehen erfährt:

die halbinsel yucatán, die ich vor dem urlaub im schönen, aber weltfremden clubhotel eine woche bereist habe, hat nichts mit dem mexiko zu tun, das man aus US-filmen kennt. keine wüste, keine spanisch aussehenden schnauzbärtigen typen mit sombrero und poncho. yucatán ist zum großteil mit dichtem wald bedeckt.
usumacinta

den hauptanteil der bevölkerung dort stellen die nachfahren der maya-indianer. sie sind dunkelhäutig, klein und sehr fröhlich und freundlich. aber auch auch sehr arm. es gibt einige große städte, aber viele leute leben in ganz einfachen hütten an den straßen, die den mittleren und tropischen regenwald durchqueren.
waescheleine
dorf 2


dieses volk hatte einmal eine unglaublich reiche kultur, die von den spanischen kolonialherren zerstört wurde. die europäer haben ihre bücher verbrannt und ihre tempel zerstört um daraus kirchen zu bauen. dabei hatten diese "heiden" schon damals kenntnisse über medizin und astronomie, die sich wir europäer erst viel später erarbeitet haben. später nahm man den indios von guatemala und mexiko ihr fruchtbares land weg, um bananen für die US-firmen united fruit (chiquita) und dole oder zuckerrohr und kaffee für den export anzubauen. sie wurden als sklaven oder zu einem hungerlohn zum anbau ausgebeutet, bzw. in schwer zugängliche gebiete im tiefsten regenwald und gebirge vertrieben.

diese menschen sind von den hurricans "stan" und "wilma" am schlimmsten betroffen. die westlichen medien interessiert das freilich wenig.
nacnac - 26. Okt, 11:10

ja, so ist das leider.. die "beste" story wird gebracht, der rest interessiert nicht.. ist eh viel zu weit weg.. aber ich glaube, jeder mensch denkt irgendwo so. wenn etwas passiert, das weiter weg ist, berührt es uns weniger, als wenn es in unserer nachbarschaft passiert. wenn man drüber nachdenkt, ist das schon eigenartig. eigentlich geht es uns immer was an, egal wieviel tausend kilometer weit weg irgendwas schlimmes passiert. und trotzdem sind wir oft nicht bereit, zu helfen.

trotzdem sollten die medien umfassender berichten. ich frage mich oft, inwiefern der orf berichte verfälscht bzw einschränkt. ob das beim orf auch so schlimm ist, wie bei anderen sendern. als "normaler mensch" hat man im grunde ja kaum eine möglichkeit, sich anderweitig infos zu holen, weil oft eh nur die gleiche pressemeldung etwas verändert verwendet wird.
das internet ist in der hinsicht eventuell eine bereicherung. ich weiß nicht..
das ist eher dein gebiet, da bist du die expertin.. wie ist das mit dem orf?

weirdsista - 27. Okt, 19:31

ja, mir ist schon klar wie das läuft und warum. es gibt dazu ja die theorie der nachrichtenwerte. wenn in den USA ein hurrican eine stadt vernichtet, hat das leider numal viel höheren nachrichtenwert als wenn das in guatemala passiert.

darum wollte ich hier mal ein bisschen was erzählen, was man sonst nicht erfährt. besonders die geschichte mit chiqita, die mir doch sehr am herzen liegt. dazu sind blogs ja auch ideal. und du hast recht, das netz ist hier insofern eine tolle bereicherung, da es viele tolle blogs von journalisten gibt, die oft auch sehr gut besucht sind. da erfährt man die dinge, die es aufgrund von vielen komplexen gründen (wirtschaftliche und politische abhängigkeiten!) nicht in die massenmedien schaffen.

so gesehen wird der konsument wieder mündiger und frisst nicht alles, was ihm vorgesetzt wird. nicht zu vergessen sei hier aber, dass die meisten leute auf der erde nicht mal strom haben, geschweige denn lesen können. da sind wir ja eine minderheit.

tja wie ist das mit dem ORF? ich denke mal, die ZiB und besonders die ZiB 2 sind in der deutschsprachigen fernsehlandschaft doch sehr gute nachrichtensendungen. beispielsweise gibt es sonst kaum in europa nachrichtensendungen mit kulturteil.

allerdings, es gibt keinen wirklich würdigen ersatz für josef broukal
und robert hochner. der news-chefredakteur werner mück ist (genauso wie gen.dir. lindner) sehr ÖVP-freundlich orientiert, das ist kein geheimnis.

da sie zeitlich versetzt senden, ist es hier ganz interessant, bei inlandspolitik die ZiB und die pro7 austria news zu vergleichen. die pro 7 sendung ist aber allgemein doch eher soft-news orientiert, für meinen geschmack zu viel boulevard.

bei den auslandsnachrichten sind sie im ORF aber wirklich sehr gut. einige korrespondenten wie etwa cornelia vospernik, friedrich orter oder der typ in den USA, dessen name mir grade entfallen ist, sind sehr fähige leute.

wirklich empfehlenswert finde ich auch euronews. dort wird auch zu vielen themen ein "no comment" gesendet. da sieht man nur die bilder, ohne wertenden off-kommentar, der ja den sinn der bilder auch in jede richtung ändern kann.

letztendlich sind medien natürlich immer nur ein sehr kleiner, verzerrter ausschnitt der realität und niemals deren abbildung. und deshalb ist etwa vor ein paar jahren der tod von lady di headline nr. 1 überall gewesen, während zur selben zeit tausende menschen in papua neuginea durch einen tsunami starben. so ist das eben leider.
nacnac - 27. Okt, 21:33

hmhm.. ja, ich hatte auch bisher das gefühl, dass der orf in der hinsicht recht brauchbar ist.

das internet als erweiterung des nachrichtenhorizonts.. die frage ist nur, ob man die "richtigen" infos auch findet. weil es ist ja leider so, dass man die richtig guten, wertvollen seiten erst durch mühevolle suche oder "geheimtipps" von anderen findet... zumindest ist das meine erfahrung ;)
die ganzen weblogs sind überhaupt ein wahnsinn. ich bin ja bei livejournal.com auch seit jahren angemeldet und man lernt echt leute aus aller welt kennen - und erfährt so auch, was in anderen ländern abgeht, abseits von den berichten im fernsehen etc. das ist schon sehr interessant, muss ich sagen.
vielleicht bin ich deswegen immer noch dabei, nach sovielen jahren :)

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