Rachels Hochzeit (Rachel Getting Married)

USA 2008
R: Jonathan Demme
D: Anne Hathaway, Rosemarie DeWitt, Anisa George, Bill Irwin

Nach neun Monaten darf die drogensüchtige Kym erstmals die Entzugsklinik verlassen, um zur Hochzeit ihrer älteren Schwester Rachel nach Hause zurück zu kehren.

rachel_getting_marriedDie Hochzeitsfeier findet auf dem Grundstück von Kyms Vater (Bill Irwin) statt, das Haus ist voller Menschen, alle sind aufgeregt und angespannt. Kym (Anne Hathaway), kettenrauchend und ständig schwarz gekleidet, fühlt sich nicht zugehörig zur fröhlichen, bunten Hochzeitsgesellschaft. Wie ein Fremdkörper bricht sie in eine scheinbar heile Welt ein und reißt alte Wunden auf.

Die Situation ist angespannt, Kym fühlt sich ständig beobachtet, sie hat den Eindruck, dass man ihr vergangene Fehler ohnehin nicht verzeiht, egal wie sehr sie sich bemüht. Sie denkt, alle würden nur darauf warten, dass sie etwas anstellt, also geht sie erst recht auf Konfrontationskurs. Anne Hathaway legt in dieser Rolle eine beachtliche Leistung ab. Das nette Mädchen aus "Plötzlich Prinzessin" ist zur überzeugenden Charakterdarstellerin gereift. Dafür gab es auch eine Oscar-Nominierung.

Kyms Vater und ihre Schwester Rachel (Rosemarie DeWitt) sind hin- und hergerissen zwischen der Freude, Kym wieder bei sich zu haben und der Sorge um das Problemkind, zwischen der Aufregung rund um die Hochzeit und lange aufgestauten negativen Gefühlen. Rachel ist gereizt, weil sich wie immer alles um ihre Schwester dreht, wenigstens einmal möchte sie im Mittelpunkt stehen, schließlich ist sie die Braut.

Jonathan Demme, Regisseur von "Das Schweigen der Lämmer" und "Philadelphia", gelingt ein eindrucksvolles Porträt einer dysfunktionalen Familie, in der es viele Schwierigkeiten, aber auch sehr viel Liebe gibt. Eine wackelige Handkamera vermittelt Homevideo-Feeling, der Zuschauer fühlt sich ins Geschehen hineinversetzt, als wäre er ebenfalls ein Gast auf der Hochzeit. Dadurch wirken Momente der Konfrontation noch sehr viel stärker, es entstehen aber auch Längen.

Das Familienfest, bei dem sich letztendlich alle hemmungslos streiten anstatt in Harmonie zu feiern, ist ein beliebtes Motiv im Kino, von "Das Fest" bis "Pieces of April" oder "Der Eissturm". Durch die Anspannung, ein schönes Fest feiern zu wollen, brechen lange schwelende Konflikte erst recht aus und es fliegen die Fetzen. Das ist Kino, das ans Eingemachte geht: Wer sich nicht an ähnliche Situationen mit der eigenen Familie erinnert fühlt, kann sich glücklich schätzen.

7/10

>> Rachels Hochzeit
>> Familienfeste am Rande des Nervenzusammenbruchs: Best Thanksgiving Movies, sehr sehenswert ist auch "No Panic" mit Denis Leary und Kevin Spacey (spielt zu Weihnachten) - tja, und nicht zu vergessen: "Muttertag"!

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