Der seltsame Fall des Benjamin Button

USA 2008
Regie: David Fincher
D: Brad Pitt, Cate Blanchett, Tilda Winton, Taraji P. Henson, Julia Ormond

Benjamin Button (Brad Pitt) kommt als Greis zur Welt und wird von Jahr zu Jahr jünger, was Beziehungen zu anderen Menschen ziemlich kompliziert gestaltet.


Es hat den Anschein, als würden David Fincher und Brad Pitt nur gemeinsam zur vollen Größe auflaufen. Finchers letzte Filme erreichten nie die bildgewaltige Intensität von „Sieben“ und „Fight Club“, beide mit Brad Pitt in der Hauptrolle. Dieser wiederum zeigte in jenen beiden Filmen, dass wer weit mehr drauf hat als bloß gut auszusehen. Seither sorgt er allerdings primär als Dad der Brangelina-Sippe für Schlagzeilen und war nur in Rollen zu sehen, die ihn kaum forderten. Die neuerliche Zusammenarbeit erweist sich für den Ausnahme-Regisseur und seinen Lieblingsschauspieler erneut als Glücksgriff und könnte beiden ihre ersten Oscars einbringen.

Die Geschichte von Benjamin Button ist wahrhaft seltsam: 1918 wird in New Orleans ein Baby mit dem Körper eines Greises geboren - es hat grauen Star, faltige Haut, arthritische Gelenke. Die Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater erträgt den Anblick des verhutzelten Wesens nicht und setzt es auf der Schwelle eines Altersheimes aus. Dort findet die Altenpflegerin Queenie (Taraji P. Henson) das Kind und nimmt es ins Heim auf. Während um ihm herum Tod und Vergänglichkeit den Alltag dominieren, stellt sich heraus, dass Benjamin Buttons (Brad Pitt) Körper von Jahr zu Jahr jünger wird.

Er freundet sich mit dem Mädchen Daisy an, doch obwohl sie fast gleich alt sind, sieht er aus wie ihr Urgroßvater. Benjamin kommt mit den Jahren körperlich besser in Form, verlässt das Heim und wird Seemann. Er bereist die Welt, bleibt aber stets in Kontakt mit Daisy (als Erwachsene: Cate Blanchett, wie immer zauberhaft), die als Tänzerin Karriere macht. Irgendwann werden sich die beiden Seelenverwandten altersmäßig in der Mitte treffen. Ihr gemeinsames Glück hat ein vorprogrammiertes Ablaufdatum, denn Benjamin wird schließlich irgendwann zum Kind werden.

Drehbuchautor Eric Roth hielt sich nur grob an die Kurzgeschichte "The curious case of Benjamin Button" von F. Scott Fitzgerald, die bisher als unverfilmbar galt. In vielen Momenten fühlt man sich an „Forrest Gump“ erinnert, dessen Drehbuch ebenfalls von Roth verfasst wu rde. Der Protagonist erzählt seine Lebensgeschichte, er bereist die Welt, durchlebt fast das gesamte 20. Jahrhundert und trifft auf allerlei skurrile Figuren, doch seine Gedanken sind stets bei seiner Jugendfreundin.

Benjamin Buttons Geschichte ist jedoch sehr viel melancholischer als jene von Forrest Gump. Das zentrale Thema ist nicht mehr und nicht weniger als die Vergänglichkeit des menschlichen Daseins. Der Film stellt die wichtigste aller Fragen, jene nach dem Sinn des Lebens und lehrt uns, schöne Zeiten mit Menschen, die uns wichtig sind, umso mehr zu schätzen, da sie wie alles auf der Welt nicht von Dauer sind.

Wer das kitschig findet bzw. sich mit derart ernsten Fragen nicht auseinandersetzten möchte, wird sich in einem Film mit fast drei Stunden Spiellänge sehr bald langweilen - trotz beeindruckender Maske und sensationeller Special Effects, die Brad Pitt und Cate Blanchett weit jünger und weit älter zeigen, als sie sind, detailverliebter Regiearbeit, wohl dosiertem Humor und einem großartigen Cast. Jene, die sich darauf einlassen, sehen ein wahres Meisterwerk, das mit atemberaubenden Bildern und einer tief berührenden Story die ganze Magie des Kinos entfaltet.

Welch Ironie der Traumfabrik, dass nun ausgerechnet ein Film über die Vergänglichkeit der Jugend für 13 Academy Awards nominiert wurde - wo sich doch gerade für die Oscarverleihung die größten Botox-Vorkommen der Welt in einem Saal versammeln...

8/10

http://wwws.warnerbros.de/benjaminbutton/

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