Mittwoch, 18. Februar 2009

Frost/Nixon

USA 2008
R: Ron Howard
D: Frank Langella, Michael Sheen, Kevin Bacon, Oliver Platt, Sam Rockwell, Rebecca Hall

Das TV-Duell zwischen Talkshowmaster David Frost und Ex-US-Präsident Richard Nixon: eine Sternstunde der TV-Geschichte, hochspannend inszeniert von Ron Howard.

Bevor George W. Bush auftauchte, galt Richard Nixon als unbeliebtester und umstrittenster US-Präsident der Geschichte. Während seiner Amtszeit spaltete der Vietnamkrieg die Nation, berühmt berüchtigt wurde Nixon aber vor allem durch einen beispiellosen Fall von Amtsmissbrauch, die Watergate-Affäre.

Um einer Amtsenthebung zu entgehen, war Nixon 1974 gezwungen zurück zu treten. Während einige seiner Mitarbeiter der Verschwörung und der Behinderung der Justiz für schuldig befunden und verurteilt wurden, wurde Nixon von seinem Nachfolger Gerald Ford begnadigt und musste sich nie für seine Verbrechen verantworten.

Der britische Talkshowmaster David Frost (Martin Sheen), in der TV-Branche eher für leichte Unterhaltung bekannt, setzt sich in den Kopf, Nixon (Frank Langella) zu interviewen und zu einem Schuldeingeständnis zu bewegen. Frost möchte mit dem Interview zurück ins Rampenlicht, nachdem seine Show in New York abgesetzt wurde. Nixon hingegen sieht die Chance, sich zu rehabilitieren und wieder ins Zentrum der Macht vorzurücken. Zunächst zeigen die TV-Sender jedoch kein Interesse an dem Projekt und Frost verschuldet sich bis über beide Ohren für die Produktion, dennoch gibt er nicht auf.

Der Film basiert auf Peter Morgans gleichnamigen Theaterstück (ebenfalls mit Sheen und Langella in den Hauptrollen) und ist sehr dialoglastig, im Mittelpunkt steht das TV-Duell. Wie zwei Boxer umschwirren Frost und Nixon einander, behandeln sich sehr respektvoll, doch unterschätzt man einander zunächst. Nixon landet erste harte Treffer, aber wer am Ende k.o. gehen wird, bleibt spannend bis zum Schluss. Nur so viel sei verraten: die finale Folge der vier TV-Interviews sahen 45 Millionen Amerikaner, bis heute die höchste Einschaltquote für ein politisches Programm.

"Frost/Nixon" ist ein imposantes Kammerspiel über die Rolle der Medien in der Politik, über Machtmissbrauch und Gerechtigkeit. Allerdings werden Eckdaten zum doch sehr komplexen Watergate-Skandal nur kurz behandelt, was für Verwirrung sorgen kann. Für ein europäisches Publikum setzt der Film möglicherweise zu viel Vorwissen voraus. Eines ist jedoch unbestritten: nie wurde "Tricky Dick" eindrucksvoller und vielschichtiger verkörpert als durch Frank Langella.

8/10


Frost/Nixon

Hintergrundinfos zu Watergate

Er steht einfach nicht auf dich (He's just not that into you)

USA 2008
R: Ken Kwapis
D: Ben Affleck,Jennifer Aniston, Drew Barrymore, Jennifer Connelly, Kevin Connolly, Bradley Cooper, Ginnifer Goodwin, Scarlett Johansson, Justin Long

Die Autoren des "Sex an the City"-Films wollten mit einer weiteren flotten Beziehungskomödie noch eins draufsetzen, doch trotz Star-Besetzung geht die Rechnung nicht auf.

In Carrie-Bradshaw-Manier hören wir eine Erzählerin aus dem Off über Beziehungen nachdenken, sie kommt zu dem Schluss, Frauen würden irrtümlicherweise annehmen, ein Mann, der sie schlecht behandelt, würde das tun, weil er sie gern hat. Die Frauen würden nicht erkennen, „er steht einfach nicht auf dich“. Abgesehen davon, dass das eine ziemlich platte und dämliche Verallgemeinerung ist, ist es nicht besonders klug, der eigenen Zielgruppe vor den Latz zu knallen, sie sei völlig naiv und würde ständig die selben Fehler machen.

Zur Darstellung dieser „Theorie“ werden die Geschichten mehrerer Frauen erzählt. Gigi (Ginnifer Goodwin) ist eine romantische Drama-Queen, die tagelang ums Telefon herumschleicht und auf den Anruf ihres letzten Dates wartet. Gigis Kollegin Beth (Jennifer Aniston) hingegen wartet vergeblich darauf, von ihrem langjährigen Freund (Ben Affleck) endlich einen Heiratsantrag zu bekommen, während Janine (Jennifer Connelly) seit Jahren mit Ben (Bradley Cooper) verheiratet ist, der mit der Sängerin Anna (Scarlett Johansson) eine Affäre hat. Annas Freundin Mary (Drew Barrymore) wiederum sucht im Internet verzweifelt nach einem Partner und genau der Typ (Kevin Connolly), der Gigi nicht zurückruft, hätte gerne eine Beziehung mit Anna, die aber in den verheirateten Ben verliebt ist.

Abgesehen davon, dass sich alle Figuren über ein paar Ecken kennen ist der Plot sehr vorhersehbar und auch der Humor hält sich in Grenzen. Im Gegensatz zu den Mädels in „SATC“ sind jene in „Er steht einfach nicht auf dich“ auch keine sympathischen Powerfrauen, die mit beiden Beinen im Leben stehen und daneben ihre liebe Not mit Männern haben, sondern sehr klischeehaft und oberflächlich gezeichnete Figuren, die ihren Platz in der Welt scheinbar ausschließlich über einen Mann definieren. Auch das Ende ist selbst für einen „Frauenfilm“ zu viel kitschig.

In einer Kinovorstellung mit ca. 99 % Frauen unter den Gästen ließen deren Kommentare beim Verlassen des Saales darauf schließen, dass fast alle enttäuscht waren. Für einen netten Abend mit Freundinnen sollte frau es sich besser mit alten „SATC“-Folgen vorm Fernseher gemütlich machen.

2/10

Er steht einfach nicht auf dich

The Tiger Lillies im Cinema Paradiso

Sie sind wieder da! Die kultig-kauzigen Engländer nehmen Sie im dunklen Kinosaal mit auf eine Reise in eine längst versunken geglaubte Varieté-Welt voll von skurrilen Kostümen, schwarzem Humor, Opernklängen, Zigeunermusik und Kastratengesang. Mit im Gepäck haben sie ihr neues Album „7 Deadly Sins“.
Wenn Bandleader Martin Jacques mit weiß geschminktem Gesicht und verbeulter Melone am Kopf zum Falsett anhebt, dann ist Gänsehaut garantiert. „Es gibt keinen, der singt wie ich, nicht mal annähernd.“ Recht hat er. Britisch schräg, elegant und doch bitterböse widmen sich seine Texte den Huren, Junkies, Taschendiebe und all den gestrauchelten Gestalten dieser Welt. Seine beiden Mitstreiter sind nicht minder exzentrisch: Adrian Hughes liefert auf recycelten Drums, Knochen, Kinderspielzeug und Küchengeschirr atemberaubende Schlagzeuggewitter, clowneske Einlagen inklusive. Adrian Stout bedient nicht nur den Kontrabass, sondern tanzt gerne in Lederhosen über die Bühne, verkleidet sich als Prostituierte, lässt die Singende Säge schauerlich erklingen oder bedrängt ein aufblasbares Schaf.

2003 wurden The Tiger Lillies für ihr Album „The Gorey End“ für einen Grammy nominiert. Hier zu Lande haben Sie sich mit der legendären Festwochenproduktion Shockheaded Peter (Struwelpeter) sowie dem Musicalerfolg „Die Weberischen“ einen Namen gemacht.

Sie klingen etwa so, als würde Dame Edna für den Cirque de Soleil eine Hommage an Tom Waits kreieren und selbige musikalisch irgendwo zwischen Polka, Chanson und Varieté-Begleitung ansiedeln. Während die einen sie als Brechtsches Zigeuner-Kabarett bezeichnen, erscheinen sie anderen wiederum wie Monty Python meet The Pogues. Evolver

Martin Jacques (Gesang, Akkordeon, Piano), Adrian Hughes (Schlagzeug, Percussion, Spielzeuge), Adrian Stout (Kontrabass, Gesang)

25.2.09, 20 Uhr
Sitzplatz Vorverkauf 22 EUR, Abendkassa 24 EUR, Stehplatz VVK 20 EUR, AK 22 EUR, Club Paradiso 3 EUR ermäßigt.


http://www.cinema-paradiso.at
http://www.tigerlillies.com/2003/index.php

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