Slumdog Millionaire
GB, USA, Indien 2008/ R: Danny Boyle/ D: Dev Patel, Freida Pinto, Anil Kapoor, Madhur Mittal, Ayush Mahesh Khedeker, Rubina Ali, Azharuddin Mohammed Ismail, Irrfan Khan
Jamal Malik steht als Kandidat in der indischen Millionenshow vor der letzten Frage. Hat der Junge aus den Slums bloß Glück oder betrügt er?
Der Moderator von "Wer wird Millionär?", Prem Kumar (Anil Kapoor - so unsympathisch und arrogant, dass man Armin Assinger wirklich schätzen lernt), ist überzeugt, dass Jamals Erfolg nicht mit rechten Dingen zugeht. Wie sonst kann ein mittelloser Chai Walla, der im Call Center Tee serviert, die Antworten auf alle Fragen kennen?
Nur noch eine Frage trennt Jamal (Dev Patel) vom Hauptgewinn mit 20 Millionen Rupien. In der Nacht vor der Show lässt ihn Kumar von korrupten Polizisten kidnappen und foltern. So erzählt er Jamal seine abenteuerliche Lebensgeschichte. Es scheint Schicksal zu sein, jede einzelne Frage steht im unmittelbaren Zusammenhang mit einer Begebenheit aus Jamals Leben. Die Story wird clever umgesetzt, zu jeder Frage erklärt der Film in Rückblenden, warum Jamal die Antwort kennt.
Jamal wächst mit seinem Bruder Salim (Azharuddin Mohammed Ismail/Madhur Mittal) als Waise in den Slums von Mumbai auf und muss früh lernen, sich durchzuschlagen. Seit ihrer Kindheit sind die Brüder mit Latika (Rubina Ali/Freida Pinto) befreundet, doch ihre Wege trennen sich auf dramatische Weise. Nun wird Latika, von einem Gangster, für den auch Salim arbeitet, festgehalten. Jamal ist einzig und allein deswegen in der Show, um seine große Liebe wieder zu finden.
Das ist er also, der angeblich beste Film des Jahres, der in den letzten Monaten jeden wichtigen Filmpreis abgeräumt hat. Dass gerade die Geschichte vom Bettler als Millionär weltweit Kritiker wie Zuschauer überzeugt, ist wohl auch symptomatisch für die Wirtschaftskrise: Wir sehnen uns nach dem Happy End, wir wünschen dem Helden, der schon so viel durchmachen musste, dass er das Geld und die wunderschöne Frau bekommt.
So sollte man den Film als das annehmen, was er ist: ein romantisches Märchen mit wohl dosiertem Humor, mehr Lausbubenstory als Sozial-Drama. Auch wenn sich Danny Boyle, Regisseur von „Trainspotting“, „The Beach“ und „28 Days Later“ inhaltlich in eine neue Richtung wagt, trägt der Film eindeutig seine Handschrift: rasante Kameraführung, geschickte Montage und ein perfekt gewählter Soundtrack (u.a. M.I.A.).
Obwohl vieles an Bollywood-Movies erinnert - bunte Bilder, Herzschmerz, bis zum Happy End mit Tanzeinlage – wirft Boyle auch einen Blick auf die hässlichen Seiten Indiens. Damit kratzt er aber allenfalls an der Oberfläche und zeigt nur so viel Dreck, Gewalt und Elend wie es gerade noch erträglich ist.
Wer einen realistischeren Blick auf das Leben in den Slums nicht scheut, dem sei Fernando Mereilles "City of God" ans Herz gelegt, das sich mit einer ähnlichen Story beschäftigt, aber ohne jede Aussicht auf einen wundersamen Ausweg aus der Spirale von Armut und Gewalt.
"City of God" ist brutal, schockierend und trifft den Zuschauer wie ein Schlag in den Magen. Und manchmal will man eben nicht aus dem Kino gehen und sich denken, „die Welt ist schlecht“, manchmal möchte man einfach nur unterhalten werden, ein Lächeln und etwas Hoffnung mitnehmen - dazu eignet sich „Slumdog Millionär“ bestens.
7/10
http://www.slumdog-millionaer.de
Jamal Malik steht als Kandidat in der indischen Millionenshow vor der letzten Frage. Hat der Junge aus den Slums bloß Glück oder betrügt er?
Der Moderator von "Wer wird Millionär?", Prem Kumar (Anil Kapoor - so unsympathisch und arrogant, dass man Armin Assinger wirklich schätzen lernt), ist überzeugt, dass Jamals Erfolg nicht mit rechten Dingen zugeht. Wie sonst kann ein mittelloser Chai Walla, der im Call Center Tee serviert, die Antworten auf alle Fragen kennen?
Nur noch eine Frage trennt Jamal (Dev Patel) vom Hauptgewinn mit 20 Millionen Rupien. In der Nacht vor der Show lässt ihn Kumar von korrupten Polizisten kidnappen und foltern. So erzählt er Jamal seine abenteuerliche Lebensgeschichte. Es scheint Schicksal zu sein, jede einzelne Frage steht im unmittelbaren Zusammenhang mit einer Begebenheit aus Jamals Leben. Die Story wird clever umgesetzt, zu jeder Frage erklärt der Film in Rückblenden, warum Jamal die Antwort kennt.
Jamal wächst mit seinem Bruder Salim (Azharuddin Mohammed Ismail/Madhur Mittal) als Waise in den Slums von Mumbai auf und muss früh lernen, sich durchzuschlagen. Seit ihrer Kindheit sind die Brüder mit Latika (Rubina Ali/Freida Pinto) befreundet, doch ihre Wege trennen sich auf dramatische Weise. Nun wird Latika, von einem Gangster, für den auch Salim arbeitet, festgehalten. Jamal ist einzig und allein deswegen in der Show, um seine große Liebe wieder zu finden.
Das ist er also, der angeblich beste Film des Jahres, der in den letzten Monaten jeden wichtigen Filmpreis abgeräumt hat. Dass gerade die Geschichte vom Bettler als Millionär weltweit Kritiker wie Zuschauer überzeugt, ist wohl auch symptomatisch für die Wirtschaftskrise: Wir sehnen uns nach dem Happy End, wir wünschen dem Helden, der schon so viel durchmachen musste, dass er das Geld und die wunderschöne Frau bekommt.
So sollte man den Film als das annehmen, was er ist: ein romantisches Märchen mit wohl dosiertem Humor, mehr Lausbubenstory als Sozial-Drama. Auch wenn sich Danny Boyle, Regisseur von „Trainspotting“, „The Beach“ und „28 Days Later“ inhaltlich in eine neue Richtung wagt, trägt der Film eindeutig seine Handschrift: rasante Kameraführung, geschickte Montage und ein perfekt gewählter Soundtrack (u.a. M.I.A.).
Obwohl vieles an Bollywood-Movies erinnert - bunte Bilder, Herzschmerz, bis zum Happy End mit Tanzeinlage – wirft Boyle auch einen Blick auf die hässlichen Seiten Indiens. Damit kratzt er aber allenfalls an der Oberfläche und zeigt nur so viel Dreck, Gewalt und Elend wie es gerade noch erträglich ist.
Wer einen realistischeren Blick auf das Leben in den Slums nicht scheut, dem sei Fernando Mereilles "City of God" ans Herz gelegt, das sich mit einer ähnlichen Story beschäftigt, aber ohne jede Aussicht auf einen wundersamen Ausweg aus der Spirale von Armut und Gewalt.
"City of God" ist brutal, schockierend und trifft den Zuschauer wie ein Schlag in den Magen. Und manchmal will man eben nicht aus dem Kino gehen und sich denken, „die Welt ist schlecht“, manchmal möchte man einfach nur unterhalten werden, ein Lächeln und etwas Hoffnung mitnehmen - dazu eignet sich „Slumdog Millionär“ bestens.
7/10
http://www.slumdog-millionaer.de
weirdsista - 20. Apr, 00:57