Dienstag, 23. Dezember 2008

Echte Wiener - Die Sackbauer-Saga

Regie: Kurt Ockermüller
mit Karl Merkatz, Ingrid Burkhard, Manuel Rubey, Dolores Schmidinger, Götz Kaufmann, Hilde Sochor

Bei der Premiere von "Echte Wiener" wurde im Kino "Mundl-Bier" verteilt. Und des Bier is doch deppert... Der dadurch relativ bald einsetzende Harndrang ist aber nicht der einzige Grund, warum man sich als Mundl-Fan verkrampft.

Ein notorischer Grantscherben war Edmund Sackbauer (Karl Merkatz) ja schon immer, aber als sein Schrebergartenhaus für den Bau einer Autobahn abgerissen wird, ist er noch unleidlicher als sonst. Zudem liegt sein Freund Kurti (Götz Kaufmann) nach jahrzehntelangem Alkoholmissbrauch im Sterben. Toni Sackbauer (Ingrid Burkhard) macht sich ernsthaft Sorgen um ihren Mann, der anscheinend sämtliche Lebensfreude verloren hat. Um ihn aufzuheitern, plant sie eine große Feier zu seinem 80. Geburtstag. Die gesamte Familie, sowie alle alten Freunde sollen zum Fest kommen.

Es ist viel Wasser die Donau hinuntergeflossen, seit "Ein echter Wiener geht nicht unter" vor über 30 Jahren das heimische TV aufgemischt hat. Unsere Fernsehgewohnheiten haben sich verändert und natürlich ist es auch schwierig, ein TV-Format aufs Kino umzulegen. Die Serie spielte damals primär im Gemeindebau, die Handlung drehte sich um Mundl, Toni, ihre beiden Kinder und Enkerl René (aka "Ränne").

2008 ist der Sackbauer-Clan gewachsen, Mundl und Toni haben drei Enkel und einen Urenkel, verteilt auf verschiedene Wohnsitze in Wien und Hamburg. Und auch sämtliche Nebenfiguren von damals werden vor die Kamera gezerrt, wie Kurti und Fini, Kieberer Stanek, Franzi, das "Nudlaug" – selbst der heuer verstorbene Kurt Weinzierl als Onkel Vitus aus Tirol.

Zu viele Personen und Ortswechsel sind genau das Problem von "Echte Wiener". Etliche Geschichten werden gleichzeitig erzählt, weil zu viele Figuren unter einen Hut gebracht werden müssen. Daher werden alle möglichen ernsten Themen nur oberflächlich angekratzt - da ist der obdachlose Alkoholiker, der verwitwete depressive Alleinerzieher mit dem komasaufenden pubertären Sohn, die Tochter, die jeden Kontakt zur Familie abgebrochen hat, etc. Für mehrere Folgen einer Fernsehserie hätte das wohl funktioniert, für 100 Minuten Film ist es zu viel auf einmal. Daher wirkt die Geburtstagsfeier als vereinendes Element für alle Handlungsstränge auch ziemlich dürftig und gezwungen.

Durch die Schwierigkeiten der Dramaturgie bleibt leider der Schmäh auf der Strecke. Eh kloar, Karl Merkatz als Mundl ist nach wie vor eine Klasse für sich, doch besonders viele Szenen hat er leider nicht. Auch gibt es keine neuen lässigen Sager von Österreichs Parade-Prolo, nur die hinreichend bekannten Sprüche wie die "Watschn, dass da vierzehn Tog da Schädl wocklt".

Vor allem erscheint "Echte Wiener" sehr melancholisch und düster, die Figuren sind vom Schicksal gebeutelt und verbittert. Während der TV-Serie bei allen "Zores" immer ein optimistischer Ton zugrunde lag, ist hier ist rein gar nichts lustig. Mundl-Fans werden ziemlich enttäuscht sein, einzig der Titelsong von Texta ist wirklich gelungen.

2/10

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