So viele Jahre liebe ich dich
Frankreich 2008
R: Philippe Claudel
D: Kristin Scott Thomas, Elsa Zylberstein, Serge Hazanavicius, Laurent Grévill
Bestseller-Autor Philippe Claudel zeichnet in seiner ersten Regie-Arbeit das intensive Porträt einer Frau, die nach einer langen Haftstrafe mühsam den Weg zurück ins Leben findet.
Viele Filme spielen im Gefängnis, aber kaum einer beschäftigt sich mit der Frage, wie Menschen nach der Haft mit dem Leben in Freiheit zurecht kommen. Nach 15 Jahren hinter Gittern wird Juliette (Kristin Scott Thomas) von ihrer jüngeren Schwester Léa (Elsa Zylberstein) in deren Haus aufgenommen. Juliette hat zwar ihre Strafe abgesessen, aber wirklich „frei“ ist sie deshalb noch lange nicht. Verurteilt wird sie nach wie vor, weder ihre Familie noch potentielle Arbeitgeber können über ihre Tat hinwegsehen.
Schnell wird klar, Juliette muss etwas Furchtbares verbrochen haben, denn ihre Eltern haben ihre Existenz verleugnet und auch Léa jeden Kontakt zu ihrer Schwester verboten. Langsam und zaghaft nähern sich die Schwestern einander an, bauen Vertrauen zueinander auf. Doch über die Tat wird nicht gesprochen, stets spürbar steht die Frage nach dem „warum?“ im Raum - eine Frage, die Léa nicht zu stellen wagt und die Juliette nicht beantworten will.
Es ist ein schmerzhafter und schwieriger Prozess für Juliette, in ein „normales“ Leben zurück zu finden. Kristin Scott Thomas gelingt es mit radikal reduzierter Mimik und Gestik meisterhaft, die Gefühlswelt dieser verschlossenen, wortkargen Frau zu vermitteln. Sie raucht ununterbrochen, spaziert ziellos herum, beobachtet andere Menschen, fühlt sich aber nirgends zugehörig. Auch ohne Gefängnismauern ist sie eingesperrt. Das glückliche, gutbürgerliche Leben von Léas Familie und deren Freunden ist ihr fremd, sie bleibt stets außen vor, als stille Beobachterin. Sie selbst hat hohe Mauern um sich aufgebaut, um nicht nach ihrer Tat gefragt zu werden.
Das zentrale Thema des Films ist das Eingesperrtsein, auch die Menschen in Juliettes Umfeld sind in irgendeiner Weise gefangen. Etwa Léas Schwiegervater, der nach einem Schlaganfall nicht mehr sprechen kann, Léas Mann Luc, dem es schwerfällt, Juliette zu vertrauen, oder Léa selbst, deren Karriere als Universitätsprofessorin auf der Strecke bleibt, weil sie zwei kleine Töchter hat.
„So viele Jahre liebe ich dich“ ist ein leises, sensibles Porträt über Schuld, Vergessen und Neuanfang, ohne je kitschig zu werden. Vor allem aber ist es ein Film über die Stärke der Frauen, der trotz ernster Thematik voller Optimismus steckt.
7/10
R: Philippe Claudel
D: Kristin Scott Thomas, Elsa Zylberstein, Serge Hazanavicius, Laurent Grévill
Bestseller-Autor Philippe Claudel zeichnet in seiner ersten Regie-Arbeit das intensive Porträt einer Frau, die nach einer langen Haftstrafe mühsam den Weg zurück ins Leben findet.
Viele Filme spielen im Gefängnis, aber kaum einer beschäftigt sich mit der Frage, wie Menschen nach der Haft mit dem Leben in Freiheit zurecht kommen. Nach 15 Jahren hinter Gittern wird Juliette (Kristin Scott Thomas) von ihrer jüngeren Schwester Léa (Elsa Zylberstein) in deren Haus aufgenommen. Juliette hat zwar ihre Strafe abgesessen, aber wirklich „frei“ ist sie deshalb noch lange nicht. Verurteilt wird sie nach wie vor, weder ihre Familie noch potentielle Arbeitgeber können über ihre Tat hinwegsehen.
Schnell wird klar, Juliette muss etwas Furchtbares verbrochen haben, denn ihre Eltern haben ihre Existenz verleugnet und auch Léa jeden Kontakt zu ihrer Schwester verboten. Langsam und zaghaft nähern sich die Schwestern einander an, bauen Vertrauen zueinander auf. Doch über die Tat wird nicht gesprochen, stets spürbar steht die Frage nach dem „warum?“ im Raum - eine Frage, die Léa nicht zu stellen wagt und die Juliette nicht beantworten will.
Es ist ein schmerzhafter und schwieriger Prozess für Juliette, in ein „normales“ Leben zurück zu finden. Kristin Scott Thomas gelingt es mit radikal reduzierter Mimik und Gestik meisterhaft, die Gefühlswelt dieser verschlossenen, wortkargen Frau zu vermitteln. Sie raucht ununterbrochen, spaziert ziellos herum, beobachtet andere Menschen, fühlt sich aber nirgends zugehörig. Auch ohne Gefängnismauern ist sie eingesperrt. Das glückliche, gutbürgerliche Leben von Léas Familie und deren Freunden ist ihr fremd, sie bleibt stets außen vor, als stille Beobachterin. Sie selbst hat hohe Mauern um sich aufgebaut, um nicht nach ihrer Tat gefragt zu werden.
Das zentrale Thema des Films ist das Eingesperrtsein, auch die Menschen in Juliettes Umfeld sind in irgendeiner Weise gefangen. Etwa Léas Schwiegervater, der nach einem Schlaganfall nicht mehr sprechen kann, Léas Mann Luc, dem es schwerfällt, Juliette zu vertrauen, oder Léa selbst, deren Karriere als Universitätsprofessorin auf der Strecke bleibt, weil sie zwei kleine Töchter hat.
„So viele Jahre liebe ich dich“ ist ein leises, sensibles Porträt über Schuld, Vergessen und Neuanfang, ohne je kitschig zu werden. Vor allem aber ist es ein Film über die Stärke der Frauen, der trotz ernster Thematik voller Optimismus steckt.
7/10
weirdsista - 21. Dez, 16:01