Freitag, 3. Februar 2006

Krump, clown, break it on down

Clowning und Krumping sind zwei Tanzstile aus den Ghettos von L.A., gekennzeichnet von rasend schnellen Bewegungen sowie Elementen aus Breakdance und afrikanischer Tanztradition. Der Mainstreampop beginnt gerade sich diese neue Kunstform einzuverleiben, zu beobachten etwa in den Videos zu „Galvanize“ der Chemical Brothers oder Madonnas „Hung Up“. David LaChapelle, bisher Fotograf, Werbefilmer und Regisseur von Musikvideos, versucht mit „Rize!“, seiner ersten Doku in Spielfilmlänge, dem Phänomen tiefer auf den Grund zu gehen.

South Central L.A. 1992, der Schwarze Rodney King wird von weißen Polizisten brutal verprügelt. Als diese trotz einer Videoaufzeichnung des Gewaltaktes freigesprochen werden, brechen Rassenunruhen aus. Tommy Johnston verhalf seiner Wut damals auf konstruktive Art zum Ausdruck, indem er als „Tommy the Hiphop-Clown“ mit einem Soundsystem und einem völlig abgedrehten Tanzstil Kindergeburtstage aufmischte.

Der Rest ist Geschichte, Clowning wurde rasch zur Massenbewegung, aus der sich später Krumping als aggressiverer Streetstyle entwickelte. Ähnlich wie auch im Breakdance gibt es auch bei Clowns und Krumps Battles und das Tanzen hat eine wichtige Funktion als Ventil, um Aggressionen über eine hoffnungslose soziale Situation zu kanalisieren.

Für gewöhnlich ist David LaChapelles Bildästhetik gekennzeichnet durch eine hochartifizielle, grellbunte Inszenierung von Pop-Klischees. In „Rize!“ gibt es diese Bilder jedoch kaum. Der Film hat es nicht nötig, die Tanzszenen selbst wirken so surreal, dass man nur noch mit offenem Mund staunt – besonders da es schon zu Beginn die Einblendung gibt, dass das Material nicht künstlich beschleunigt wurde.

LaChapelle verzichtet auf Off-Text und lässt die Protagonisten selbst beschreiben, worum es bei Clowning und Krumping geht. Und selbst wenn diese immer wieder betonen, dass das Tanzen eine Möglichkeit für sie ist, Bandenkriminalität, Drogenmissbrauch und Gewalt aus dem Weg zu gehen – eben diese Dinge sind die soziale Realität in der hood, die immer wieder in in ihren Alltag einbricht.

Letztendlich ist der Film viel besser als man es gerade LaChapelle zugetraut hätte. Er vermeidet auch weitgehend die Falle, als Weißer ein spezifisch afroamerikanisches Phänomen analysieren zu wollen und liefert einen mitreißenden Rausch für Augen und Ohren, dem es auch nicht an – besonders seit Hurrican Katrina dringend nötiger - Sozialkritik mangelt.

www.rizemovie.com
www.davidlachapelle.com

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