weg der freundschaft: sie sind angekommen!

weg

am 14. april sind der pressefotograf franz xaver lahmer und mein großcousin willi triml von großrust bei st. pölten zu fuß richtung senegal gestartet. nach allerlei hindernissen wie einem gestohlenen zelt, einem skorpion-stich, sandflöhen, einem esel, der sich dauernd aus dem staub machen wollte und dann auch noch krank wurde, haben sie gestern haben sie ihr ziel, das lepradorf m'balling wohlbehalten und gesund erreicht!

hier kann man die strecke sehen: http://www.world7000.com/index.php?option=com_google_maps&Itemid=108

sie mussten mauretanien auslassen, da es dort im august einen militärputsch gegeben hat. es wäre zu gefährlich gewesen, auch das österreichische außenministerium hat eine reisewarnung ausgesprochen. daher sind sie in der westsahara bis nahe an die mauretanische grenze gegangen und haben dann ein flugzeug nach dakar (hauptstadt des senegals) genommen. von dakar reisten sie dann bis zur grenze zwischen mauretanien und senegal und gingen von dort aus wieder zu fuß weiter.

es waren auch ohne mauretanien immerhin über 5.000 km, die die beiden zu fuß zurück gelegt haben. alles rein ehrenamtlich, spenden an das projekt decken nur die ausgaben für die reise, der rest geht zu 100 % an das kinderhilfsprojekt dimbale und die leprahilfe senegal.

auffällig war in ihren berichten auf http://www.world7000.com immer wieder die erwähnung der überwältigenden gastfreundschaft, mit der ihnen in afrika begegnet wurde. selbst während des ramadan wurden sie von marokkanischen familien zum essen eingeladen. diese menschen, die für unsere verhältnisse in bescheidenen verhältnissen leben, haben den beiden auf ihrem weg sehr viel mehr hilfe entgegengebracht als die menschen in europa.

am 7. dezember werden willi und FX voraussichtlich zurück nach österreich fliegen. am 11. dezember um 14:30 wird es dann im café pusch http://www.cafe-pusch.at eine pressekonferenz geben.

nächstes jahr werden die beiden dann in multimedia-vorträgen von ihrem großen abenteuer erzählen.

ihr bericht von der ankunft:

Dass in Senegal, genau im Lepradorf MBalling, rotweißrote Fahnen geschwenkt werden, geht wohl in die Geschichte der Region ein. Nach 5.517 Kilometern Fußmarsch erreichten wir am Sonntag, 23. November, gegen 13.30 Uhr unser Ziel. Was uns hier erwartete ist mit Worten kaum zu beschreiben. Schon stundenlang warteten Kinder wie Erwachsene auf uns, Trommelklänge lagen ebenso in der Luft wie die grandiosen Stimmen der Griot, der begnadeten Sängerinnen. Die Herzlichkeit, mit der uns Kinder, Freunde, Bekannte und allgemein die Bevölkerung des Dorfes 80 Kilometer südlich von Dakar entgegenkamen war überwältigend.

Dabei hätte uns Senegal mit seinen 319 Kilometern beinahe noch zu Fall gebracht. Sehr warme Temperaturen und wenig Wind, viele Sandwege, aber besonders die trockene Luft machten uns täglich zu schaffen. Bei einem kurzen Gespräch mit Einheimischen entlang der Route trocknete der Mund derart aus, dass die Lippen scheinbar am Kiefer kleben blieben. Selbst den Bewohnern Senegals macht die Trockenheit zu schaffen, was man nicht zuletzt an den trockenen Händen merkte. „Hast Du eine Hautcreme für mich“ hörten wir mehrmals.
So trugen wir täglich mindestens drei bis vier Liter Getränke in unseren Rucksäcken mit. Tragen durften wir ja bekanntlich jetzt wieder selber, da wir unser Eselchen in Marokko zurückgelassen haben. Das heißt, eigentlich nicht immer, dank der Hilfsbereitschaft der Menschen entlang unserer Strecke. Unzählige Pferde- und Eselfuhrwerke fuhren an uns vorbei. Einige davon waren so nett, und ließen uns den großen schwereren Rucksack auf den kleinen Anhänger legen – welche Erleichterung. Nicht zuletzt deshalb, da wir den Großteil auf befestigten Sandwegen und teils sogar in sehr weichen Sandspuren gingen.
Besonders bemerkenswert war einmal mehr die Gastfreundschaft in Senegal – wie schon in den ersten Zeilen nach unserer Ankunft erwähnt. Jede (!) Nacht fanden wir eine Familie, bei der wir nächtigen konnten, uns zumeist duschen durften und die uns mit einem warmen Abendessen versorgte. Als Schlafplatz wählten mir meist den Sandboden unter freiem Himmel. Der Blick in den Nachthimmel mit dem gewaltigen Sternbild des Orion, die vielen Sternschnuppen und zahllosen Sterne waren uns dies wert. Und der Schlafsack wurde mittlerweile ohnehin zu unserem kleinen intimen Schlafzimmer.
Ein besonderes Erlebnis: Zwei Tage durften wir eine ziehende Peuhl-Familie auf ihrem Weg nach Dakar begleiten. Die Peuhl sind ein sehr stolzes Nomadenvolk, die sich vorrangig als Viehhirten betätigen. Zudem haben sie eine außergewöhnliche Tradition. Mit Sack und Pack samt Kindern, Babys, Ziegen und Rindern sind sie tagelang quer durchs Land unterwegs, um in der Hauptstadt für „Tabaski“, dem größten Fest der Muslim welches Mitte Dezember naht, ihre Ziegen zu verkaufen. Zwei Nächte schliefen wir mitten im Busch, drei/vier Meter neben den sehenswerten Rindern mit ihren riesigen Hörnern – natürlich alle Tiere freilaufend. Die Gastfreundschaft dieser Familie war einmal mehr zutiefst beeindruckend und das abendliche Plaudern bei Attaya (Tee) im Schein des Lagerfeuers erfreute unsere Seelen.
Weniger erfreulich war die Tatsache, dass ich (Xaver) mir bereits am zweiten Tag in Senegal wahrscheinlich die zweite Zehe am rechten Fuß gebrochen habe – zumindest ist sie seither geschwollen. Passiert ist dies an einer Wegstelle, die bis zu den Oberschenkeln von, na ja, nicht ganz sauberem Wasser überflutet war. Mehrere Frauen mit Kindern mit Eselfuhrwerken holten hier Wasser. Ich dachte, mach es wie sie und geh barfuss durch das Wasser, nahm die Schuhe in die Hand, Hose aufstricken und mitten durch. Durch das getrübte Wasser übersah ich anscheinend einen Stein und knallte mit der Zehe voll dagegen. Seither liegt der Zehennagel nur mehr als teilnahmsloser Begleiter auf der Zehe und diese selbst scheint wie gesagt etwas geknickt. Aber im engen Schuh konnte sie sich ohnehin nicht viel bewegen und so gelang es Willi und mir Gott sei Dank bis nach MBalling zu Fuß zu gehen.
Und der Empfang ließ uns mit einem Schlag alle Anstrengungen vergessen. Die Anspannungen der vergangenen Tage und Wochen – finden wir eh den richtigen Weg durch den Busch... wird unsere Kraft reichen... können wir uns ausreichend versorgen... wie werden die Leute auf uns reagieren... und vieles mehr – lagen hinter uns. Eine Herzlichkeit sondergleichen begleitete uns auf den ersten Schritten in unser Ziel. Ein besonderer Dank gebührt Ndeye Diakhate, den beiden Pape Ndaye, dem Präsidenten der „Behinderten“ Omar Dieng, Diakhate Ndour, Elhady Sey, Bürgermeister Assane Kadam, Pape Misere und natürlich als Stellvertreter für alle Thierno Diop für die Organisation eines kleinen Festes. Moustafa Ngom führte die TamTam-Gruppe an und die Griot Ngone Diop begeisterte uns einmal mehr mit einigen Damen durch ihre zauberhafte Stimme. An unserer Seite bei diesem Fest war weiters Günter Hainzl aus Traisen, der Präsident der „Leprahilfe Senegal“.
Nach der salbungsvollen Ansprache des Ortschefs marschierten wir gemeinsam mit einigen Freunden zum Haus von Thierno, wo unser Fußmarsch offiziell zu Ende ging. Eine Tatsache, die uns wahrscheinlich erst in den nächsten Tagen und Wochen so richtig bewusst wird. Nach siebeneinhalb Monaten fast ununterbrochenen Gehens dürfen wir uns jetzt auf Tage des Ausruhens freuen. Treffen mit Freunden, Besuche bei Familien, Plaudern und Schlafen in einem Bett – nächtlich (!) - liegen vor uns. Schön, einfach schön und ein tolles Gefühl, hier gelandet zu sein. Das neu erbaute Haus der „Leprahilfe Senegal“ in MBalling, das übrigens jeder der möchte für einen Urlaub mieten kann (Infos bei Günter), dient uns nach den Schlafsack-Monaten als beinah königliche Residenz.
Es ist uns nicht möglich, mit Worten den viele, vielen Menschen entlang unserer Strecke für ihre vielfältige Hilfe zu danken. Wir schließen uns den Senegalesen an, die meinen: „Yalla na la yalla fey“, Götte möge es vergelten. Denn die schönste Erfahrung in diesen Wochen war jene, dass eigentlich alle Menschen – Muslim wie Katholiken und andere Religionen, Schwarze wie Weiße, Indianer und andere Völker – gleich sind. Es gibt nur eine Welt, auf der wir alle gemeinsam leben, es gibt nur einen „Menschen“.
Bei Euch, den Lesern unserer Homepage, möchten wir uns nochmals für Euer beeindruckendes Interesse bedanken. So Gott will werden wir am Sonntag, 7. Dezember, Nachmittag wieder bei unseren Familien sein. Und dann ist unser „Weg der Freundschaft“ wirklich zu Ende... NEIN, eigentlich fängt er dann erst richtig an. Denn was wäre ein Leben ohne Freunde, ohne Menschen, die helfen ohne zu fragen, was und wie viel Geld sie dafür bekommen. Wir freuen uns auf Österreich und darauf, Euch im nächsten Jahr über unsere Erlebnisse via Fotos, Film- und Tonaufnahmen berichten zu dürfen.

Eure beiden gestrandeten etwas müden Freunde
Xaver & Willi

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